U6 & U8:
Unterirdische Kunst in Berlin

U-Bahn Station Friedrichstraße Kunst in Berlin

Normalerweise ist das Berliner U-Bahn-Leben geprägt von wartenden Fahrgästen mit Smartphone-Scheuklappen, Menschenströmen und einem hektischem Gewusel vor dem Hintergrund kalter Fliesenwände. Zwei besondere Kunstprojekte wollen diese Einbahnstraße nun aufbrechen und laden dazu ein, einmal inne zu halten, nach links und rechts zu schauen und dem Stadttrubel für einen Augenblick zu entfliehen. Während das studentische Werk “moving – images –underground” zwischen bekannten Werbeanzeigen im U-Bahnhof Friedrichstraße für Irritation sorgt, lichtet der Fotograf Leon Kopplow in seinem Projekt Personen aus der U8 ab. Kann Kunst unterirdisch sein? Und ob!

Mit Charmehaaren datenlos durch die Nacht

 

Auf dem Bahnsteig der U-Bahn-Linie 6 können sich die Fahrgäste  ihre Wartezeit bis zum 31. Oktober mit den Videoarbeiten von Studenten der Universität der Künste verkürzen. “Moving – images –underground” lautet der Titel des Projektes der Fachbereiche Visuelle Kommunikation und Kunst und Medien. Das Projekt entstand durch eine Kooperation zwischen der Universität und der Wall GmbH. Die Werke erscheinen immer mal wieder zwischen den klassischen Werbeanzeigen auf den Reklame-Projektionsflächen. Sie sorgen so nicht nur für eine erfrischende Abwechslung, sondern auch für Verwirrung. Trotzdem die Videos jeweils sehr kurz sind, gelingt es den Künstlern die Beobachter zum Nachdenken anzuregen. Dabei fallen Stichworte wie “Charmehaare”, “Dieser Spot ist keine Kunst” oder “#stayimperfect”. Die Auswahl der gezeigten Arbeiten erfolgte durch eine Jury aus UdK- und Wall-Mitarbeitern.

Wer sitzt da eigentlich neben mir? Kunst in Berlin

In der U-Bahn zeigt sich immer wieder das gleiche Bild: Alle starren auf ihr Smartphone. Und wenn nicht, dann lesen sie zumindest in einer Zeitung, hören mit geschlossenen Augen Musik oder schlafen. Jeder ist in eine Sache vertieft und dadurch irgendwie isoliert. Kaum jemand schaut sich noch um. Dabei kann es durchaus interessant sein, den Sitznachbarn einmal zu beobachten. Dies soll keine Anregung zum Stalking sein, sondern vielmehr dazu anregen, dass sich ein Blick für die Mitmenschen lohnen kann. Dies dachte sich auch der Fotograf Leon Kopplow in seinem interessanten Fotoprojekt. Er sprach ihm wildfremde Personen in der U8 an und fotografierte sechs Tage lang über 100 Fahrgäste. Um die Vielfalt der Linie darstellen zu können, konzentrierte er sich dabei auf die U-Bahnhöfe Weinmeisterstraße in Mitte und Boddinstraße in Neukölln. Die Fotos entstanden nicht direkt in der U-Bahn sondern in kleinen, sich in der Nähe befindlichen Räumlichkeiten. Die Bilder zeigen die Vielfalt der Berliner Fahrgäste und lassen hinter die Fassade blicken: „Der Moment auf dem Bahnsteig wird konserviert und der Mensch bekommt durch die bildliche Isolation vor Weiß eine ganz neue Qualität.  Jeder Mensch, jedes Gesicht enthüllt etwas geheimnisvoll Eigenes, vielleicht sogar Verletzliches, dass nur in der Ruhe des Fotos zum Vorschein tritt“, so Leon Kopplow über sein Fotoprojekt.

 

Fotoprojekt von Leon Kopplow

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