Bilder von perfekt zurecht gemachten Frauen im Bikini, die sich nur von Green Smoothies und Salat ernähren, gibt es bei Instagram wie Sand am Meer. Immer mehr User und Influencer setzen sich mittlerweile gegen unrealistische Schönheitsideale ein. Doch tragen sie damit auch zu einem Wandel der sozialen Netzwerke bei?
Influencer gegen oder für übertriebenen Schönheitswahn?
Die geschönte Online-Welt vieler Influencer beeinflusst über soziale Netzwerke wie Instagram hunderttausende, größtenteils sehr junge, Follower. Model und Influencer Stefanie Giesinger ist sich dessen bewusst und versucht, ihren 2,6 Millionen Followern realistische Einblicke in ihr Leben zu geben. Der Instagram-Star hat sich dafür einen zweiten Account erstellt. Dort postet sie Bilder, die sich stark von ihrer offiziellen Instagram-Seite unterscheiden: kein makelloses Styling, teure Designerklamotten oder gestellte Bilder. Stattdessen zeigt sich Giesinger ungeschminkt, mit Doppelkinn und Schokolade zwischen den Zähnen. Damit wolle sie verdeutlichen, dass niemand makellos ist, auch wenn ihre sonstigen Instagram-Posts diesen Eindruck vermitteln. Obwohl diese Aussage zunächst sehr positiv klingt, weist die Umsetzung jedoch einige Mängel auf. Wozu brauchen Influencer überhaupt einen zweiten Account, auf dem sie sich “authentisch” zeigen? Wenn sie ihren Followern wirklich vermitteln wollen, dass niemand perfekt ist, warum tun sie das nicht über ihren offiziellen Account? Schließlich würde damit eine viel größere Reichweite angesprochen werden. Das zweite Profil von Stefanie Giesinger ist mit hunderttausend Abonnenten relativ unbekannt. Die Trennung der beiden Instagram-Profile erweckt den Anschein, dass es Giesinger vielmehr um die Verbesserung ihres Images als um die Aufklärung über verzerrte Schöheitsideale geht.
Das dicke Geschäft auf Instagram
Auf Instagram gilt: Je größer die Reichweite, desto mehr Geld lässt sich durch Werbung und Product Placement verdienen. Vor allem im Modelgeschäft haben soziale Netzwerke stark an Bedeutung zugenommen. Models mit hohen Abonnentenzahlen werden demnach öfter gebucht als Models, die keine starke Onlinepräsenz haben. Wenn ein Unternehmen beispielsweise mit Stefanie Giesinger zusammenarbeiten will, ist der Grund dafür nicht zuletzt ihre große Fangemeinde im Internet. Denn 2,6 Millionen Follower sind 2,6 Millionen potenzielle Kunden. Damit die Abonnentenzahlen und die geschäftlichen Anfragen weiterhin hoch bleiben, müssen die Influencer in der Öffentlichkeit ein perfektes Bild von sich inszenieren – egal, wie unrealistisch dies auch sein mag.
Kampf gegen Body Shaming und oberflächliche TV-Formate
Nicht nur Instagram-Stars setzen sich gegen unrealistische Schönheitsideale ein. Nachdem Heidi Klum dazu aufrief, sich für ihre Castingshow “Germany’s Next Topmodel” zu bewerben, löste sie damit eine unerwartete Reaktion aus. Unter dem Hashtag “notheidisgirl” wurden über 2.800 Bilder auf Instagram gepostet, um sich gemeinsam gegen Body Shaming, Size Zero und Magerwahn einzusetzen. Frauen und Männer jeder Altersklasse halten auf diesen Bildern ein weißes Blatt Papier in die Kamera, auf dem neben dem Hashtag “#notheidisgirl” auch eine persönliche Begründung geschrieben steht, warum sie dieses TV-Format ablehnen. Die Instagram-Userin na_trash begründete ihren Hashtag damit, wie gefährlich es sei, jungen Frauen Anerkennung für “erfolgreiches Hungern” zu geben. In den Kommentaren gab es dafür großen Zuspruch. Im Bezug auf das Thema Schönheitsideale schrieb jemand: “Keiner muss hungern um gut auszusehen! Keiner muss Sport machen, um viel zu erreichen! Keiner muss Kleidergröße Zero haben, um toll zu sein!”. Auf der anderen Seite kritisierten einige Kommentatoren, dass es viele Frauen gäbe, die von Natur aus schlank seien und ungerechtfertigt als Magersüchtige abgestempelt werden.
Zwischen Schein und Sein
In sozialen Netzwerken wie Instagram wird das Thema Schönheit immer noch sehr stark thematisiert. Influencer wie Stefanie Giesinger versuchen mit einem zweiten Instagram-Account ihren Abonnenten ein realistisches Bild von sich zu vermitteln. Darüber, ob dies nicht doch mehr Schein als Sein sei, lässt sich streiten. Trotzdem hat Instagram als Plattform das Potenzial, dem oberflächlichen Perfektionismus entgegenzuwirken – wie #notheidisgirl beweist. Um sich nicht in negativer Weise von sozialen Netzwerken beeinflussen zu lassen, ist es wichtig, sich einen bewussten und auch kritischen Umgang mit diesen Medien anzutrainieren. Denn Instagram-Bilder zeigen nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Leben einer Person und Influencer entscheiden gezielt, was sie posten. Schließlich ist es ihr Job, sich selbst als Marke in Szene zu setzen. Nichts und niemand ist perfekt und daran wird auch Instagram nichts ändern.