Das war der UdK Rundgang 2017

Jedes Jahr öffnet die Universität der Künste, pünktlich zum Kultursommer Berlins, ihre Türen und lädt zum Rundgang. So konnten Kunstinteressierte auch am vergangenen Wochenende, vom 21. bis 23 Juli, wieder die Werkstätten, Ateliers, Studios und Proberäume der vier Fakultäten Bildende Kunst, Musik, Gestaltung und Darstellende Kunst sowie des Berlin Career College besichtigen. Das UdK Rundgang Motiv wurde in diesem Jahr von der Grafik- und Kommunikationsdesign-Studentin Lena Drießen entworfen. Es ist geprägt von blauen Tapes, welche sich in verschiedensten Klebevarianten durch die Gebäude ziehen, Kunstwerke verbinden und so “für eine gelebte Vielfalt des künstlerischen Schaffens an der Universität” stehen. Von dieser bunten Mischung konnten wir uns bei unserem Besuch selbst überzeugen. Zwar war die Präsentation digitaler Kunstwerke recht übersichtlich, digitale Elemente waren jedoch an jeder Ecke zu finden.

UdK-Rundgang-2017
UdK Tag der offenen Tür 2017 – Informationsstand mit Rundgang-Plakaten

Installation “Great Days” – wie leben wir?  

Great Days: Installation Vorderseite

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In ihrer Installation “Great Days”, welche aus drei Videoarbeiten besteht, beschäftigt sich Tingwei Li mit Fragen wie: “Are we getting ready for the great days or are we living in the great days, or would the great days never come back again”? Die Künstlerin verweist in ihrem Werk auf eine Welt mit schier endlosen Möglichkeiten, in der der Mensch zunehmend zur Ware und Informationen massenhaft vervielfältigt werden. Auf einem Mac zeigt sie sechs verschiedene Video-Episoden. Darüber der Schriftzug “Come and choose your very own narratives”. Besucher können eines der Videos anklicken. Es erscheinen Alltagsaufnahmen. Im Hintergrund sind eigene Gedanken zu den besagten Themen zu hören. Ein Beispiel:

“Actually life can produce its own without external force. Your life seems like taking your chance. Progress extending far into the future. Dams and aqueducts. The amazing strength. Organizing our deepest wishes as a mother foresightedly visits a store that will be closed tomorrow. Contemporary life is so good. Glitches in the system as yet unapprehended. People can brainwash themselves. The greatest days are waiting for us. For I do not deny that I am a little out of temper.

Die Rückseite der dahinterstehenden weißen Wand ist grün gestrichen. An ihr ist ein Smartphone befestigt. Auf dem Display spielt eine Animation, in welcher ein grüner Apfel geschält wird, von dem am Ende eine graue Hülle übrig bleibt. Hinter der Trennwand befinden sich auch die entsprechenden Schäler, welche selbst mit Hilfe eines 3D-Druckers entstanden sind. Zu dem Werk gehören außerdem vier Plakate mit Apfelscheiben und Apfelschäler im Werbestil. Auf einem der Plakate ist die Frucht in den Schäler geklemmt und bereit zur Verarbeitung. Darunter steht: “Forward moving”. Als ergänzendes Element ist ein Video zu sehen, in welchem die Künstlerin mit dem Smartphone durch die Stadt läuft. Der Bildschirm bleibt dabei konstant grün.

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Video-Installation “Putri Ayu Lestari vs. DWARPHS. If you don’t know ayu now you do”, Liesel Burisch

In der Werkstatt für digitale Medien präsentiert Liesel Burisch ihre Abschlussarbeit: eine Video-Installation mit Live-Performance. Auf zwei Leinwänden werden separat, aber nebeneinander, gleichzeitig zwei Filme abgespielt. Der Raum wurde abgedunkelt und mit zahlreichen Lautsprechern versehen. Auf dem rechten Video ist ein Pärchen auf einem durch Gassen, Städten und Landschaften fahrenden Moped zu beobachten. Auf der linken Seite bespielt eine Band mit lautem Sound und tiefen Bässen das erste Video. Mit vollem Körpereinsatz beobachten die Musiker das Video und erzeugen durch die musikalische Unterlegung neue Dynamiken des rechten Videos. Den Künstlern bei diesem Prozess zuzusehen, ist ebenfalls interessant zu beobachten.

Handyfotos vom Winde verweht

“Mein Vater”, Handyaufnahme 2017, Agrina Vllasaliu

Agrina Vllasaliu kombiniert die neue mit der älteren Technik und erzeugt so einen eigenen Charme. An der Wand ist ein alter Videoprojektor angebracht. Dieser wirft verschiedene Bilder, die die Künstlerin mit dem Handy geschossen hat, auf eine dünne milchige Folie. Das A5-Blatt hängt von der Decke und bewegt sich mit dem Wind. Dadurch widerfährt den projizierten Bildern eine immer neue Darstellungsweise: Mal sieht man sie ganz, mal etwas verzerrt, mal nur halb, schwächer oder stärker. Unterstreicht dies die Flüchtigkeit im Universum der tausenden von Smartphone-Bildern?

Broken Google Earth 3D

Maike Gerten macht aus Google Earth (3D) Kunst, indem sie die Oberflächen von derartigen Darstellungen durchbricht. In dem Video “Space in between” spaltet sie den Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA auf, dekonstruiert ihn und lässt eine Kamera durch eben diese Linie fahren, die dem Grenzverlauf folgt. Gerten: “Wird diese Oberfläche durchbrochen, befindet man sich innerhalb des konstruierten Objekts, das von innen durchsichtig ist”.

“Boder Line” (Video auf Tablet, lackierter Tisch), Maike Gerten

In einem weiteren Video “Border Line” zieht Maike Gerten eine digitale Grenzlinie per Hand. Die Künstlerin sagt zur Entstehung: “Die Grenzziehung fand vor dem Set eines Greenscreens statt, sodass die Linie auf verschiedenen Orten gezogen werden kann. Der grüne Tisch, auf dem das Video gezeigt wird, verweist auf dessen Entstehung”.

Konsumkultur vs. Realität

Video-Installation, Milena Bühring

Auf zwei Screens stellt die Künstlerin Milena Bühring der scheinbar perfekten, in Wirklichkeit aber optimierten und bearbeiteten, Welt der Konsumbranche die Bilder der Wirklichkeit gegenüber. So ist beispielsweise neben Werbe- und Musikvideo-Ausschnitten, neben einer sich räkelnden Jennifer Lopez, eine junge Frau vor dem Wandspiegel eines Badezimmers zu sehen. Etwas überspitzt dargestellt, versucht sie sich Haarteile mehr oder weniger gekonnt um den Kopf zu wickeln.

Eine schlafende Frau im Bett, eine sowjetische Tischkultur-Ecke, ein Tampon-Vorhang, Kupferstich, Lithografiewerkstatt und vieles mehr findet ihr in unserer Galerie zum UdK Rundgang.

UdK Rundgang: Lithografie Werkstatt; Druck auf Schieferstein

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Titelbild: Kennet Lekko

2 comments

  1. Solche Aktionen sollten von so viel mehr Unis kommen! Es ist schade, wie häufig Unis das Potential der Studenten nicht auch mal nach außen hin präsentieren.

  2. Ja das stimmt.. Ich war auch dort und habe super viele spannende Eindrücke gewonnen! Ein Besuch ist immer wieder zu empfehlen! Genauso wie die Party zum Rundgang 😉

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