Cyborgs – der Mensch und die Maschine

Mann lehnt an Wand und schaut auf sein Smartphone

Der Begriff des Cyborgs erinnert zunächst an eine Figur aus einem Fantasiefilm oder einem Online Game. Tatsächlich bezeichnet das Wort ein Wesen, dass sowohl Mensch als auch Maschine ist. Nun macht ein kleiner Chip noch keine Maschine aus. Trotzdem wird der Begriff immer häufiger für Personen gebraucht, die sich Chips oder auch andere kleinere Technik implantieren lassen und so zu einem Teil ihres Körpers machen. Genau genommen sind also auch Personen mit einem Herzschrittmacher Cyborgs. Nur können die mit ihrem implantierten Gerät kein Smartphone entsperren oder eine Tür öffnen.

Schnittstelle zwischen Körper und Technologie

In der Cyborg-Community geht es darum, den eigenen Körper so auszustatten, dass dieser sich mit seiner technologisierten Umwelt verbinden. Momentan sieht das meist so aus, dass ein kleiner implantierter Chip die Aufgabe eines Schlüssels übernimmt. Der etwa reiskorngroße Chip wird in einem kleinen Eingriff mithilfe einer Kanüle zwischen Daumen und Zeigefinger in die Hand implantiert. Der Eingriff wird ohne Betäubung durchgeführt, denn der Chip ist so klein, dass die Platzierung kaum Schmerzen verursacht.

Mit diesem Gadget unter der Haut können die Träger Türen öffnen, Smartphones und Laptops entsperren und diverse Geräte wie etwa Drucker einschalten. Grundsätzlich ist es auch möglich, mit dem Chip seine Kreditkarte zu ersetzen. In Schweden läuft zurzeit ein erstes Versuchsmodell zum bargeldlosen Zahlen mittels eigener Hand. Hier verdrängen Kartenzahlung und das Überweisen von Geld per Smartphone schon seit einiger Zeit das Bargeld. Biohacker, zu denen auch das schwedische Kollektiv BioNyfiken zählt, implantieren zunehmend auch Mitarbeitern großer Unternehmen einen Chip, mit dem sie Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz erlangen. Gleichzeitig forschen sie an möglichen Innovationen, die den Chip noch vielseitiger einsetzbar machen.

Neues Einsatzgebiet für NFC

Die Chips funktionieren über Near Field Communication (NFC), also der gleichen Technologie, mit der die meisten Smartphones ausgestattet sind und die auch beim bargeldlosen Bezahlen angewendet wird. Die Übertragung der Daten wird mithilfe von elektrischen Wellen ermöglicht. Das Smartphone oder auch die eigene Hand mit implantiertem Chip müssen für die Übertragung der Daten nur nah genug an das entsprechende Lesegerät gehalten werden. Das gleiche Prinzip ermöglicht auch das Öffnen von Türen und das Entsperren von Geräten. In Zukunft könnte der implantierte Chip überall dort zum Einsatz kommen, wo eine Person einen Schlüssel oder ein Passwort benötigt oder sich ausweisen muss. Beim Einchecken auf dem Flughafen ebenso wie beim Starten eines Autos.

Cyborgs – auch in der Medizin verankert

Etwa 10 000 Menschen weltweit tragen bereits einen Chip unter der Haut. Aktuell handelt es sich dabei jedoch noch mehr um eine technische Spielerei als um einen wirklichen Einschnitt in die Funktionen des menschlichen Körpers. Anders verhält es sich bei Personen, die durch die Verschmelzung von Technologie und Mensch tatsächlich zuvor verlorene Fähigkeiten wiedererlangen. Darunter fallen Fähigkeiten wie zum Beispiel das Vermögen zu Sehen. Dem ersten anerkannten Cyborg gelang genau dies. Der britisch-irische Künstler Neil Harbisson sah von Geburt an seine Umwelt nur in schwarz-weiß-grau Tönen. Mithilfe eines Eyeborgs kann er nun Farben hören. Das Gerät, das über seinen Kopf verläuft und an seinem Schädelknochen angebracht ist, wandelt Farbfrequenzen in hörbare Frequenzen um. Jede Farbnuance aktiviert dabei einen anderen Ton, der über den Schädelknochen übertragen wird. Auf diese Weise hört Harbisson die Farben in seiner Umgebung.

Bei Cyborgs geht es also nicht immer nur darum, eine Funktion hinzuzugewinnen. Ein Cyborg zu sein kann auch bedeuten mithilfe von implantierter Technik fehlende oder verlorene Körperfunktionen zurückzuerlangen. So erhielt der Deutsche Enno Park durch ein Cochlea-Implantat sein Gehör zurück. Park selber lebt in Berlin und hat dort einen Verein für Cyborgs gegründet, mit dem er auf das Thema aufmerksam machen und Cyborgs eine Plattform bieten möchte.

Die Annährung von Mensch und Maschine

Die Entwicklung hin zu einer Gesellschaft, in der Cyborgs ein alltägliches Phänomen sein werden, verläuft zweigleisig. Zum einen forschen Unternehmen und Initiativen an Möglichkeiten, den Menschen mit seinen mobilen Geräten und seiner technischen Umgebung zu verbinden. Zum anderen ermöglicht es die Verschmelzung von Mensch und Maschine, die Medizin zu revolutionieren. Wenn fehlende Sinneswahrnehmungen durch Implantate wiederhergestellt werden können beziehungsweise wieder wahrnehmbar werden, bedeutet das einen enorme Entwicklung in der modernen Medizin.

Foto: @pixabay

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