Golfen ist out
…und Outsider sind in

Fünfundzwanzig Euro für eine Runde Golf – ohne Mitgliedschaft in einem Golfclub und ohne Platzreife (den “Führerschein” für den Golfplatz). Wer den Golfschläger schwingen möchte, kann dies mittlerweile für einen Appel und Ei tun, und zwar auf wirklich schönen Plätzen mitten im Grünen – nicht nur auf irgendwelchen ausgedörrten Wiesen. Entschleunigung für den geplagten Großstädter, der im Alltag zwischen den Häuserfronten kaum weiter als bis zur nächsten Hausecke gucken kann.

Gebrauchte Golfschläger und ein Korb voll Bälle

Berlin ist für Hobby-Golfer ohne (Club-)Ambitionen ein echtes Eldorado. Ganze 17 Plätze sind innerhalb einer guten Autostunde vom Alexanderplatz zu erreichen. Nicht alle davon haben einen Kurzplatz mit 9 oder 6 Löchern zu bieten, auf denen ein Spiel für rund 25 Euro oder sogar weniger möglich ist. Ein regulärer Golfplatz hat 18 Löcher. Doch fast immer frei zugänglich ist die Driving Range, das große Feld zum Üben, auf dem das kleine Golfauto mit den Gittern an den Scheiben hin und her fährt und die Golfbälle einsammelt. Für 3 Euro gibt es am Automaten einen Korb mit rund 30 Bällen. Golfschläger bekommt man auf Leihbasis im Clubhaus oder gebraucht bei eBay.

Dass der Golfsport gerade an der Spree einen Aufschwung erlebt, ist auch den Eigenarten der Berliner zu verdanken. Golfen ist in Deutschland nach wie vor out – und in Berlin sind Outsider in. Der miese Ruf des Golfsports hält sich wacker, zum Teil nicht zu Unrecht. Spritfressende SUVs und teure Armbanduhren bestimmen nach wie vor das Bild rund um die Clubhäuser. Doch Berliner – gerade das Berliner Jungvolk – lassen sich davon nicht abschrecken. Bling-Bling gehört zur Berliner Trash-Kultur wie die Club Mate zur Warteschlange am Berghain. Der Anteil des Normalvolks wird auf den Golfanlagen ohnehin immer größer.

“Schnuppern” immer sonntags

Eine Runde für rund 25 Euro ist beispielsweise auf dem 9-Loch-Platz in Kallin möglich, der nur ein paar Kilometer hinter der Berliner Grenze in Richtung Spandau liegt. Hier ist allerdings der Nachweis einer Platzreife nötig. Ganz ohne Platzreife spielt man wiederum auf den 6-Loch-Plätzen der Golfanlagen in Stolper Heide und in Gatow sowie im Golfclub Potsdam, zum Teil sogar für nur 15 Euro.

Zum Kennenlernen empfiehlt sich eine “Schnupperstunde”, die von jedem Club meistens am Sonntag gegen ein kleines Entgelt oder kostenlos angeboten wird. Ein paar Tipps vom Golflehrer lohnen sich, denn Bling-Bling hin oder her: Golf ist ein recht anspruchsvoller Sport. Und genau darin liegt der Reiz für die immer größer werdende Schar der Golffans.

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