Der heutige Spreepark Berlin’s, früher Kulturpark Plänterwald genannt, war der einzige Vergnügungspark der DDR und zählte in dieser Zeit bis zu 1,7 Millionen Besucher pro Jahr. Heute lassen morsche Brücken und einsturzgefährdete Gebäude nicht mehr viel erkennen vom dem einstigen Charme und Glanze des Rummels.
Doch wie kam es dazu? Hinter dem Ganzen steckt eine filmreife Geschichte über den König der Karusselle, Norbert Witte, der den Vergnügungspark nach der Wende übernahm. Der Traum zerplatzte. Norbert Witte musste Insolvenz anmelden und floh mit der Familie und ein paar Fahrgeschäften im Gepäck ins Ausland. Doch das ist noch längst nicht alles: In einem fliegendem Teppich wollte der Schausteller 180 Kilogramm Drogen von Peru nach Deutschland fliegen, Pardon, schmuggeln. Vater und Sohn landeten im Knast. Anlass genug die Story zu verfilmen, dachte sich der Regisseur Peter Dörfler und drehte die dazugehörige Dokumentation “Achterbahn”. Darin beleuchtet er die turbulente Vita des Schaustellers und die Rolle des Berliner Spreepark’s.
Kulturpark Plänterwald wird zum Berliner Spreepark
Der VEB Kulturpark’der DDR war bekannt für seine Fahrgeschäfte Konzerte, Tanzveranstaltungen und Kinderunterhaltung. Nach der Wiedervereinigung sollte der Rummelplatz mit seinen Fahrgeschäften jedoch als moderner Freizeitpark erhalten bleiben. Ein neuer Betreiber wurde gesucht – und gefunden. Den Zuschlag erhielt die „Spreepark GmbH“. Der neue Betreiber Norbert Witte hatte den Traum, aus dem ehemaligen DDR-Freizeitpark den größten Rummelplatz des wiedervereinigten Deutschlands zu machen.
Karussell-Oase: Spree-Blitz und Mega-Looping
Allein in den ersten fünf Jahren nach Eröffnung des Spreepark’s im Plänterwald 1992, wurden ca. 40 Millionen DM in die Umgestaltung investiert. Im Repertoire enthalten waren unter anderem ein Kaffeetassen-Karussell, ein großer See mit Kanalfahrt und Amphitheater, ein Zirkuszelt, die Familienachterbahn „Spree-Blitz“, die Loopingbahn „Mega-Looping“ sowie die Wildwasserbahn „Grand Canyon“.
Das Ende des Spreepark’s als Vergnügungspark
Kurze Zeit nach den Umbauten beschloss die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt den Plänterwald unter Landschaftsschutz zu stellen. Die Folge: Der Spreepark verlor von 28,5 Hektar 8,5 Hektar Fläche sowie alle Besucherparkplätze. Nachdem mit den Jahren auch die Besucherzahlen zurückgingen, kündigte die Spreepark GmbH den Erbpachtvertrag mit der Begründung auf, dass zunächst kein Landschaftsschutz vorgesehen war. Dieser Grund wurde jedoch nicht akzeptiert. Trotz anfänglich guter Geschäfte, war eine Insolvenz im Jahr 2011 unumgänglich. Und so kam es, dass sich die Betreiber-Familie Witte dazu entschied, mit sechs Fahrgeschäften ins Ausland, nach Peru zu fliehen. In Berlin blieben Chaos und Schulden zurück.
Aufgeflogen: Fliegender Teppich als Drogen-Versteck
Doch auch der Plan eines Luna-Park’s in der peruanischen Hauptstadt Lima scheiterte. Witte wollte zurück nach Deutschland, jedoch mit dem Deal im Gepäck, Drogen zu schmuggeln. Als Versteck sollten Karusselle dienen, genauer gesagt der “fliegende Teppich”. Doch das Drogenkurier-Geschäft flog auf. Die Folge: Norbert Witte landete im deutschen und sein Sohn Marcel im peruanischen Gefängnis, der dort eine 20-jährige Haftstrafe absitzen musste.
Dokumentation “Achterbahn” im Open-Air Kino Berlin
Diese Geschichte inspirierte den in Berlin lebenden Regisseur Peter Dörfler zu einer Dokumentation. In einem Interview sagte er: „Shakespeare war zwar nicht schlecht, aber das Leben schreibt auch sehr gute Geschichten.“ Er wollte die Story so erzählen, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach passiert ist. Die Dokumentation “Achterbahn” feierte bereits 2009 Premiere auf der Berlinale. Eine wirklich unglaubliche Geschichte. Für alle, die den Streifen noch nicht kennen: Das Mobile Kino zeigt die Dokumentation am 17. Juli 2018 als Open-Air-Kino auf der Insel der Jugend im Berliner Bezirk Treptow. Tickets könnt ihr hier kaufen.