Zwei Entwicklungen zeichnen sich zurzeit sehr deutlich ab. Auf der einen Seite ist unsere Gesellschaft zunehmend durch eine wachsende Mobilität gekennzeichnet. Die Arbeit an verschiedenen Standorten, die Globalisierung des Marktes aber auch Fernbeziehungen und die Verteilung von Freunden und Familie über die ganze Welt rufen die Notwendigkeit eines feinmaschigen Verkehrsnetzes hervor, das sich über die Ländergrenzen erstreckt. Mobilität ist heute einer der Kernfaktoren für eine wachsende Wirtschaft, die moderne Industriegesellschaften prägt. Durch das wachsende Verkehrsaufkommen im Güter- und Personenverkehr verstärkt sich auf der anderen Seite aber auch die Belastung der Umwelt. Der Anstieg der Schadstoffbelastung und CO2-Emissionen bilden die Kehrseite der zunehmenden Mobilität. So macht der Verkehrssektor schon heute etwa 20 Prozent der CO2- Emissionen aus – Tendenz steigend. Diese Entwicklung schneidet sich mit einem zunehmenden Verständnis für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Im Einkaufswagen landen regionale Bioprodukte, der Strom wird aus erneuerbaren Energien bezogen und in Neubaugebieten werden die neuesten Versionen an Plus-Energie-Häusern hochgezogen. Morgens steigt man dann in seinen abgasschleudernden Wagen. Das ist für immer mehr Deutsche nicht mehr zeitgemäß. In diesem Konflikt richtet sich nun die Aufmerksamkeit auf umweltverträgliche Alternativen zu fossilen Brennstoffen: die E-Mobilität.
Sauber und leise – E-Fahrzeuge
Als die ersten E-Autos vor einigen Jahren auf den Markt kamen, blieb der erwartete Erfolg aus. Die geringe Reichweite schreckte viele Käufer ab. Bis heute bleibt die Reichweite zumindest für Personen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen müssen, eine Hürde. Die meisten Modelle schaffen zwischen 100 und 300 Kilometer. Nur die Modelle von Tesla und wenige weitere Modelle bekannter Autohersteller schaffen über 500 Kilometer, liegen jedoch auch in einer klar gehobenen Preisklasse. So scheint es, dass die E-Mobilität sich zunächst auf die städtischen Ballungszentren fokussieren wird, wo die Wege kurz sind und der Anstieg an Abgasen für die Bewohner ein spürbares Problem darstellt. Zurzeit fahren etwa 25000 Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen. Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung: bis 2030 sollen es sechs Millionen Fahrzeuge sein. Das Umweltbundesamt fordert sogar noch höhere Zahlen. Neben den umweltfreundlichen Elektroautos bieten insbesondere in den Städten weitere Konzepte und Verkehrsmittel eine Alternative zum Verbrennungsmotor.
Das umweltfreundliche Mobilitätskonzept
Zusätzlich zu Elektroautos für private Haushalte finden sich viele weitere Möglichkeiten der umweltbewussten Mobilität. CarSharing mit Elektroautos ist ein solches Konzept, das zunehmend an Zulauf gewinnt. Nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing waren Anfang 2017 über 1,7 Millionen deutsche Autofahrer bei einem CarSharing-Anbieter angemeldet, was einen Anstieg um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Hinzukommt, dass knapp 80 Prozent der angemeldeten Nutzer kein eigenes Auto mehr besitzen. Diese Entwicklung beeinflusst auch das Stadtbild. Ein CarSharing-Auto ersetzt bis zu 20 private Fahrzeuge, was zwischen 36 und 99 Meter freien Straßenabschnitt schafft. Platz, der für breitere Fahrradwege, Grünflächen mit Sitzgelegenheiten, Fahrradabstellmöglichkeiten und freien Platz zum Spielen genutzt werden kann. Diese Entwicklung würde gleichzeitig die Nutzung von Fahrrädern, E-Bikes und Lastenrädern begünstigen. Ein weiteres platzsparendes und umweltfreundliches Verkehrsmittel sind überdies E-Roller. In Asien wurden bereits 2013 über neun Millionen E-Roller verkauft. Heute fahren etwa 22 Millionen angemeldete Fahrzeuge auf Asiens Straßen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwas über 5000 Fahrzeuge. Doch auch hier kommt der Trend langsam an. In Berlin und anderen deutschen Großstädten werden E-Roller nach und nach ins Sharing-Angebot mit aufgenommen und ersetzen die zum Teil bereits vorhandenen Zweitakter, die ein hundertfaches an Schadstoffen produzieren. Auch das E-Bike-Angebot und die Bereitstellung von Leihfahrrädern steigt seit einigen Jahren kontinuierlich an.
Nicht ohne Energiewende
Nicht zuletzt kann eine Mobilitätswende nur stattfinden, wenn ganzheitliche Konzepte entwickelt werden und die verschiedenen Sektoren aus Verkehrs- und Energiebranche zusammenarbeiten. Denn was bedeutet es für die Energieversorgung deutscher Haushalte, wenn Millionen Fahrzeuge aus eben diesem Netz mit Strom gespeist werden müssen? Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist hier nicht nur zentral, um die Stabilisierung der Stromnetze zu gewährleisten, sondern auch fester Bestandteil, um das Konzept einer nachhaltigen Mobilität aufgehen zu lassen. Hinzu kommen Aspekte wie der Ausbau der Infrastruktur mit Ladesäulen und Stromtankstellen. Im Hinblick auf die für 2050 beschlossenen Klimaschutzvorgaben muss der Verkehr in den nächsten Jahrzehnten vollständig treibhausgasneutral werden. Dieses Ziel ist ambitioniert. Das muss es aber auch sein, wenn ein Wandel stattfinden soll.
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