Auktionsrekord:
5,5 Millionen für Beckmanns “Die Ägypterin”

Bilder auf Staffeleien zum Artikelthema Kunstauktion in Berlin erzielt Rekordsumme

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Unglaublichen. Das Werk “Die Ägypterin” von Max Beckmann, erzielte bei einer Kunstauktion in Berlin sagenhafte 4,7 Millionen Euro, inklusive Aufgeld waren es sogar 5,5 Millionen Euro. So teuer wurde in Deutschland noch nie ein Bild versteigert. Damit hatte keiner gerechnet: Denn der Schätzwert lag bei einem immer noch hohen, aber vergleichsweise geringen Betrag von 1,5 bis 2 Millionen Euro. Wie kam es dazu? Und wer ist der glückliche neue Besitzer?

Losnummer 20: Die Ägypterin überrascht alle

Das Dachgeschoss der Villa Grisebach in der Charlottenburger Fasanenstraße wurde in der vergangenen Woche zum Schauplatz eines neuen Rekordes. Für die Frühjahrsauktion des Hauses reisten Interessierte und Liebhaber aus Deutschland, der Schweiz und Amerika an und auch per Telefon waren zahlreiche Kunstsammler live zugeschaltet. Das Los mit der Nummer 20 ist an der Reihe: Das Gemälde mit dem Namen “Weiblicher Kopf in Blau und Grau (Die Ägypterin)“ von dem deutschen Maler, Grafiker, Bildhauer, Autor und Hochschullehrer Max Beckmann.

Es überboten sich dreizehn Interessenten am Telefon und vier weitere im Auktionssaal der Berliner Villa Grisebach in 200.000 Euro Schritten in einem schnellen Schlagabtausch. Eine ungenannte bedeutende schweizerische Privatsammlung soll sich schließlich den Zuschlag für Beckmanns Gemälde in Höhe von 5,5 Millionen Euro gesichert haben. Mehr ist über den Meistbietenden nicht bekannt. In jedem Falle scheint es sich um flammende Kunstliebhaber zu handeln.

Historische Kunstauktion in Berlin: Wie kam es dazu?

Erklären lassen sich die hohen Gebote und der Zielbetrag nicht genau. Dennoch gibt es einige Faktoren, die dazu beigetragen haben können, dass “Die Ägypterin” eine Rekordsumme bei einer Auktion in Deutschland einbrachte. Zunächst einmal wurde die Werbetrommel gerührt: Das erfolgreiche und bekannte Auktionshaus Grisebach verschickte Broschüren in über 40 Länder, es gab Vorbesichtigungstermine in Hamburg, Dortmund, Zürich, Düsseldorf und Berlin. Einer der Interessenten konnte an keinem davon teilnehmen und erhielt deshalb sogar eine eine extra angefertigte Reproduktion in Öl und konnte so mit der Ägypterin Probewohnen.  Und sogar ein Dichter – genauer gesagt Durs Grünbein –  schrieb ein Gedicht zu dem Gemälde.

Geheimnisvolle Unbekannte erzielt Rekordsumme

Nicht zuletzt ist es die ihm innewohnende Mystik, die das Bild zu einem Besonderen macht. Sie lässt sich nicht nur durch die Optik, sondern auch durch die Entstehungszeit und den historischen Hintergrund erklären. Das geheimnisvolle Frauenporträt entstand 1942 in Beckmanns Atelier im Amsterdamer Exil. Weil seine Tagebücher, die zu dieser Zeit entstanden, nicht vollständig zugänglich sind, ist bis heute ebenfalls unklar, ob sich der Künstler für “Die Ägypterin” von einer realen Frau inspirieren ließ. Beckmann selbst nannte die Unbekannte einmal “Die Pythia“, wie die weissagende Priesterin am Orakel von Delphi. Mit Schmuck behangen und das Gesicht stark geschminkt: Das sechzig mal dreißig Zentimeter große weibliche Porträt macht einen antiken und mystischen Eindruck, weshalb ihr wohl auch der Beiname “Die Ägypterin” zugesprochen wurde.

 

Das Bild hatte Beckmanns Förderer Eberhard Göpel damals in Amsterdam erworben. Seine Frau Barbara Göpel erstellte zu Lebzeiten auch das Werkverzeichnis des Künstlers. Das Gemälde stammt aus ihrem Nachlass und kam dadurch das erste Mal auf den Markt.

 

Beckmanns Frauenporträt wurde allerdings bereits in großen Ausstellungen in Europa und auch in Amerika einer breiten Masse zugänglich gemacht. So wurde es zuletzt 2003 in London und New York präsentiert. Ob wir die Ägypterin auch weiterhin zu Gesicht bekommen, steht jedoch ebenfalls noch in den Sternen.

 

“Die Ägypterin” von Max Beckmann:

 

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