Zu Mauerzeiten erhielt jeder Arbeitnehmer in West-Berlin eine steuerfreie Gehaltszulage in Höhe von acht Prozent – die Berlinzulage. Ein Lockmittel um Arbeitskräfte zu halten, die Abwanderung aus der geteilten Hauptstadt zu verhindern und die schwächelnde Wirtschaft wieder anzukurbeln. Was viele nicht wissen: Berlin war besonders zu dieser Zeit ein äußerst fruchtbarer Boden für viele Künstler, Kreative und Selbstentdecker, die sich mit den Lebensräumen im eingemauerten Berlin beschäftigten und sich diese zu eigen machten. Eine neue Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien in Kreuzberg erinnert auf zwei Etagen an sie und das Jahrzehnt vor dem Mauerfall. Die Härte und der Sinn der Leichtigkeit – vereint in einer Stadt. Experimentierfreudige Kunst und das Malen im öffentlichen Raum waren das große Ding. Was ist geblieben?
Berlinzulage: Kunst im Windschatten der Mauer
Die Künstler der 80er Jahre beschäftigten sich natürlich unweigerlich mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen dieser Zeit, oftmals verpackt in einer Kiste aus Ironie. Anne Peschken aus dem Kuratoren-Team verweist in diesem Zusammenhang auf den Titel der Ausstellung ‘Berlinzulage’: “Typisch für die 80er war die enorme Ironie und Selbstironie. Und in dem Zusammenhang benutzen wir ‘Berlinzulage’ vor allen Dingen. Natürlich geht es uns nicht darum zu behaupten, hier würde alimentierte Kunst gezeigt, vielmehr wollen wir zeigen, dass das, was als staatliche Anreizpolitik gedacht war, eigentlich nicht geklappt hat. Die großen Investoren sind nicht gekommen, und die Wirtschaft lag bis zum Ende am Boden. Hergespült hat es aber Leute, die begriffen haben, dass es in West-Berlin eine Lebensmöglichkeit ohne ökonomischen Zwang gab, wo man sich ausleben konnte. Und diesem kreativen Potential nachzuspüren ist Anliegen dieser Ausstellung.”
Künstlerhaus Bethanien: Eine Zeitreise in die 80er
Schaut vorbei, der Eintritt ist frei: Berlinzulage, 24. August – 16. September 2018
Dienstag – Sonntag, 14 – 19 Uhr
Titelbild: Hans Hemmert, german panther, 2007
Luftballons, Luft, Kleber, 300 x 370 x 960 cm
Installationsansicht Städtische Galerie Nordhorn
Foto: Helmut Klaus, Köln