Psychedelisch unterwegs:
Der Buchladen Kali in Friedrichshain

Buch in Hand

Buchläden hatten schon immer eine besondere Anziehung auf mich: Die Vorstellung, wie viel Wissen, Fantasie und Zeit nötig ist, um eines der Regale zu füllen, bringt mich immer wieder ins Staunen. Der im Februar neu eröffnete Buchladen Kali in Friedrichshain bedient jedoch ein ganz spezielles Genre, das in vielen Buchläden gar nicht zu finden ist: Hier geht es vor allem um psychedelische Substanzen, die das Bewusstsein erweitern.

Eine kreative Idee wurde Realität

 Auf die Idee kamen die beiden Inhaber Norman und Vanessa, weil sie schon immer künstlerisch interessiert waren und nicht noch eine Bar oder Café im Südkiez aufmachen wollten. Die Literatur in ihrem kleinen Laden handelt jedoch nicht nur von Psychodelika, sondern gibt auch Tipps zur richtigen Aufzucht von Pflanzen, Yoga, Traumatherapien und anderen Spektren.

 

 

 

Der Buchladen Kali: Ein buntes Wunderland

Dieses Buch wurde im Kali bisher am meisten verkauft.

Norman und Vanessa haben sich mit ihrem Laden ihr ganz eigenes Wunderland geschaffen, mit bunten Mustern an den Wänden (keine Tapete!) und einer Leseecke. Auch Veranstaltungen, wie offene Diskussionen und Workshops, finden im Kali statt. Da den beiden die (Selbst-)Heilung durch Drogen am Herzen liegt, besprechen sie hier in offenen Diskussionsrunden positive sowie negative Erfahrungen mit Drogen und möchten so einen Raum für offene Kommunikation schaffen. Sie wollen keinesfalls Drogenkonsum verherrlichen – viel mehr sehen sie ihren Buchladen als Teil der Aufklärung.

“Es geht uns um Selbstheilung, aber auch um Selbstermächtigung: Dass man selbst bestimmen darf, was man isst und was nicht – und dabei lernt, was in der Natur überhaupt alles essbar ist”, sagt Norman. In vielen der Bücher erfährt man auch, was auf dem wissenschaftlichen Gebiet momentan passiert, erklärt Vanessa: “In der Schweiz ist man mit der Forschung schon sehr viel weiter, wie uns beispielsweise auf der 75 Jahre LSD Konferenz deutlich wurde. Dort wurden auch viele Erfolge besprochen, wie die Anwendungen psychodelischer Substanzen bei Depressionen und anderen psychischen Problemen und so mit ein paar Sitzungen aufgehoben werden konnten.”

Lesen in entspannter Atmosphäre bei einer Tasse Tee

In den Regalen sind auch viele Werke bereits bekannter Autoren zu finden: Michael Ende, Hermann Hesse oder Aldous Huxley sind dabei. Vanessa verrät mir, dass “Die Enzyklpädie der psychoaktiven Pflanzen” ein Standardwerk und eins ihrer Lieblinge ist. Weitere Bücher mit Titeln wie “Nazis on Speed” (über den Drogenkonsum im dritten Reich) oder “Psychedelische Tomaten und andere Geschichten aus dem Schatten der Nacht” reihen sich in die Regale ein. Der Laden versteht sich auch als Teestube: Über 20 leckere Sorten kann man hier bekommen, doch sie kommen nicht – wie in manch anderen Artikeln behauptet – aus China.

Dass Alkohol als Volksdroge Nummer eins an jeder Ecke zu bekommen ist und gesellschaftlich akzeptiert ist, ist für die beiden jedoch immer noch unverständlich: Ihrer Meinung nach ist Alkohol der Hauptverursacher für viele Gewalttaten. “Ich finde, Drogenillegalisierung ist absoluter Quatsch, denn so gibt man den den Dealer der Milieus erst die Chance, die Leute zu vergiften – durch Streckmittel, die schlussendlich zu Fehldosierung führen“, sagt Vanessa. Denn auch die Pharmaindustrie profitiere natürlich davon, die Natur als Feind darzustellen. “Dabei ist es doch realitätsfern Pflanzen und Pilze aus der Natur zu verbieten, die schon vor uns da waren. Außerdem sind wir Menschen auch Teil der Natur”, fügt Norman hinzu.

Schlemmen im Hinterhof

Vanessa hat eine Skizze von der Knoblauchsraute gemacht.

Im Anschluss führt Vanessa mich in den Hinterhof und zeigt mir verschiedene Pflanzen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie essbar sind. Dass man mit Gänseblümchen und Löwenzahn den Salat aufpeppen kann, war wahrscheinlich dem ein oder anderen bekannt, dennoch kann man sich tatsächlich fast durch den ganzen Hinterhof schlemmen. Vanessa lässt mich Knoblauchsrauke probieren: Schmeckt nach Knoblauch, aber man riecht angeblich nicht danach. Da kann man den Kollegen im Büro nur noch die Daumen drücken.

 

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