Um sogenannte Kryptowährungen ranken sich allerlei Gerüchte. Die meisten Menschen haben noch nie davon gehört, andere halten es für eine Randerscheinung an der illegalen Peripherie des Internets. Doch tatsächlich steckt mehr hinter der digitalen Währung. Nicht nur, dass in Berlin schon 2014 der erste Bitcoin-Automat aufgestellt wurde; es bieten sich für den Normalbürger auch unter dem Gesichtspunkt der informellen Selbstbestimmung und der markttechnischen Spekulation völlig neue Möglichkeiten.
Was ist Kryptogeld?
Unter einer Kryptowährung versteht man digital generiertes und verschlüsseltes „Geld“. Dabei werden zwei Arten unterschieden: Bei der ersten gibt es ein Unternehmen mit alleinigem Emissionsrecht, das die Währung kontrolliert. Es fungiert wie eine Notenbank, reguliert die Geldmenge und bildet die Basisinstanz, auf die sich Anleger beziehungsweise Nutzer verlassen. Die zweite und wesentlich häufigere Art der Kryptowährung hat keine Zentralbank. Währungen dieser Sorte sind dezentral aufgebaut und unterliegen keiner Kontrolle, außer der ihrer Nutzer: Es handelt sich um Peer-to-Peer Netzwerke. Zu diesen gehört auch der Bitcoin, der als erstes Kryptogeld überhaupt gilt und die höchste Marktkapitalisierung hat. Bei dem Modell von Bitcoin wird das Geld beim sogenannten „Mining“ durch die Nutzer generiert. Um einen Bitcoin zu erhalten, errechnen die „Miner“ unter Aufwand von Prozessorleistung Datenblöcke. Anfangs konnte noch jeder Nutzer selbst auf seinem Heim-PC oder mit seiner Grafikkarte „minen“. Mittlerweile sind die Blöcke jedoch so komplex, dass es spezielle Hardwares gibt und sich Leute zusammenschließen, um im Pool, also arbeitsteilig, Bitcoins zu generieren. Darüber hinaus lassen sich Bitcoins auch von Händlern oder an der Börse kaufen.
Welche Vorteile hat die Verwendung von Kryptowährungen?
Die Verwendung solcher dezentralen Währungen hat ähnliche Vorteile wie das Bargeld: Sie ist anonym und kann nur schwer zurückverfolgt werden. Außerdem können durch das Fehlen einer Zentralbank beziehungsweise irgendeiner Bank keine Negativzinsen durchgesetzt werden, wie es etwa bei einem konventionellen Bankkonto möglich ist. Ein Vorteil, den Kryptowährung sogar gegenüber Bargeld hat, ist die Tatsache, dass eine physische Enteignung ebenfalls nahezu unmöglich ist.
Welche Risiken birgt die Benutzung digital generierter Währung?
Die Gefahren, die für den Nutzer von Kryptowährung ausgehen, liegen auf der Hand. Ist die Währung dezentral verwaltet, so gibt es auch keine Instanz, die regulierend eingreifen kann, wenn es zu größeren Schwankungen kommt. So ist auch der Bitcoin keineswegs stabil: 2013 beispielsweise verfünffachte sich sein Wert binnen weniger Monate. Ein weiteres Problem ist die Anfälligkeit für Betrüger. Das System ist für den einzelnen schwer zu durchschauen und für Laien zudem äußerst schwer verständlich und komplex. Da es sich beim Internet nach wie vor um einen mehr oder weniger unkontrollierten Raum handelt, gibt es mittlerweile viele unseriöse Anbieter.
Welche Anbieter und welche Kryptowährungen gibt es?
Neben Bitcoin gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, sein Geld in Online-Währungen einzutauschen. Dazu gehört unter anderem Peercoin. Das System basiert – anders als Bitcoin – nicht auf der „Proof-of-Work“- Methode, bei welcher der Nutzer Rechenleistungen nachweisen muss, um Coins zu erhalten, sondern auf der „Proof-of-Stake“- Methode. Bei dieser Methode erhalten Nutzer neue Coins auf Basis ihrer bisherigen Coins. Je mehr Coins ein Nutzer über einen längeren Zeitraum besitzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er neue Coins erhält. Ziel von „Peercoins“ ist es, die Umweltbelastung, die es durch den hohen Stromverbrauch, der beim klassischen Mining entsteht, zu vermindern. Ethereum und Litecoin sind die Kryptowährungen, die nach Bitcoin über das größte Marktkapital verfügen. Andere Anbieter sind OneCoin und SwissCoin. Beide unterscheiden sich dadurch von klassischen Kryptowährungen, dass sie zentral gesteuert werden und somit für die Unternehmen, von denen sie herausgegeben werden, kontrollierbar sind. Außerdem sind beide Währungen nicht frei verfügbar, sondern nur auf internen Handelsplattformen zugänglich. Hinzu kommt, dass es sowohl bei OneCoin als auch bei SwissCoin maßgeblich um Vertrieb geht: In einem Pyramidensystem werden Tutorial-Pakete verkauft. Jeder Nutzer soll weitere Kunden gewinnen und erhält dafür Provision.
Welche Zukunft haben Kryptowährung?
Es steht wohl außer Frage, dass Kryptowährung in Zukunft an Bedeutung gewinnen dürfte. Allein die stetig wachsende Relevanz und der zunehmende Umfang des Internets lassen diese Annahme plausibel erscheinen. Auch ist es wahrscheinlich, dass der digitale Zahlungsverkehr, zu dem auch normales Onlinebanking gehört, weiter zunehmen wird. Abseits der etablierten Währungen ist damit zu rechnen, dass der Markt für alternative Bezahlsysteme wachsen wird. Heute ist es noch nicht absehbar, welche Wirtschafts- und Finanzkrisen die Welt in den nächsten Jahrzehnten erleben wird. Allerdings war schon bei der Euro-Krise zu beobachten, dass das Vertrauen in den Staat als den traditionellen Garanten der Wertstabilität schnell schwand und zeitweise sogar Banken geschlossen blieben, um eine Flucht ins Bargeld zu verhindern. Denkbar für die Zukunft ist nun eine Flucht in die Kryptowährungen: Wenn der Marktteilnehmer der Währung misstraut, wird er sich eine neue suchen. In der Vergangenheit wurde in solchen Situationen auf Gold zurückgegriffen, in Zukunft werden es vielleicht Bitcoins sein. Gerade im westlichen Raum, wo immer wieder der Verdacht aufkommt, auf lange Sicht werde das Bargeld abgeschafft, können Kryptowährungen eine Alternative bieten. Offen bleibt, welche Anbieter sich auf dem Markt dauerhaft etablieren können. Solche wie OneCoin und SwissCoin, deren Geschäftsmodell auf einem Schneeballsystem beruht, das für den Erhalt immer weiterwachsen muss, werden es wahrscheinlich schwer haben.
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