Als eine der wenigen Ur-Berlinerinnen, die auch tatsächlich noch in Berlin lebt, kenne ich die Stadt vermutlich nicht mal halb so gut, wie die unzähligen Touristen, die voller Elan jedes Eckchen meiner geliebten Hauptstadt erkunden. Darum habe ich es mir zur ultimativen Herausforderung gemacht, in 24 Stunden so viel wie möglich in meiner Stadt zu erleben, ohne dabei Geld auszugeben. Gesagt getan – mein Wecker klingelt Samstag bereits um 6 Uhr früh. Müde mache ich mich auf den Weg zum Kreuzberg im Viktoriapark, von wo aus ich überraschenderweise einen atemberaubenden Ausblick über Berlin habe. Zugegeben, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen so schönen Start in den Tag hatte! Gut gelaunt schlendere ich weiter zum Wasserfall, der direkt vom Berg fließt. Ich bin jetzt schon völlig begeistert, was Berlin außerhalb meines gewohnten Kiezes zu bieten hat und mache mich euphorisch auf den Weg zum nächsten Highlight meiner Tour – dem David Bowie Haus. Hero´s von Bowie hat definitiv meine Jugend geprägt und lässt mich nostalgisch wie ein alter Groupie seine Wohnung von außen betrachten. Schockverliebt in das Gefühl, welches dieses alte Haus bei mir auslöst, nehme ich mir fest vor nochmal herzukommen aber da ich heute gegen die Zeit spiele, mache ich mich schon wieder auf zur nächsten Sehenswürdigkeit. Mittlerweile ist es um neun Uhr, was an jedem anderen Samstag meine gewohnte Aufstehzeit wäre. Da die Daimler Contemporary Kunstausstellung erst gegen elf Uhr öffnet, entscheide ich mich spontan dazu, der Arminiusmarkthalle in Berlin Moabit einen Besuch abzustatten. Das imposante Bauwerk von Blankenstein und Lindemann zieht mich nicht nur aufgrund der Größe in seinen Bann, sondern vielmehr bin ich von der Idee begeistert, dass hier ein Ort für kulinarische und kulturelle Austauschmöglichkeiten geschaffen wurde. Mit einem frisch gebrühten Kaffee geht es weiter zum Potsdamer Platz, wo ich einen kurzen Blick in die aktuelle Ausstellung der Daimler Kunstaustellung werfe. Die dortige Kunst wechselt alle drei Monate und bietet Kunstinteressierten einen Einblick in immer neue Themenschwerpunkte. Bevor ich mir überlege, wohin es mich jetzt verschlägt, stelle ich fest, dass der halbe Tag bereits um ist und ich wahrscheinlich mehr von Berlin gesehen habe, als im vergangenen Jahr. Wahnsinn! Voller Elan mache ich mich auf zur Eastside Galerie, von wo aus ich einen Spaziergang entlang der Mauer, die parallel zur Spree verläuft, mache. Um mich vom ganzen Laufen ein wenig zu erholen, setze ich mich am Alexanderplatz in den 100er Bus und fahre bis zur Endstation am Zoo. Die rund 60-minütige Fahrt entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten bietet eine super Alternative zu teuren Sightseeing-Touren. Da mein nächster Halt der Tränenpalast ist, fahre ich mit dem 100er Bus wieder zurück zur Friedrichstraße. Angekommen am Palast, schaue ich mir die rührende Dauerausstellung über die Grenzerfahrungen der Deutschen an und mir wird erst jetzt wieder bewusst, woher der Palast seinen Namen hat. Passend zur Stimmung besuche ich anschließend die nahegelegene Gedenkstätte der stillen Helden, bevor ich mich zum Volkspark Humboldthain aufmache. Dort angekommen, erwartet mich ein anstrengender Aufstieg aber der Blick vom Flakturm auf mein wunderschönes Berlin ist es wert. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es direkt weiter zum Salsa Workshop im Red Ballon. Zwar muss ich sagen, dass der Tag mich ganz schön müde gemacht hat, jedoch habe ich noch immer so viel Adrenalin von meiner Überdosis Berlin, dass ich nach dem Workshop meinen Tag bei einem der vielen kostenlosen Open-Air-Festivals ausklingen lasse. Punkt sechs Uhr falle ich völlig erschöpft aber glücklich ins Bett. Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass ich verliebt bin – verliebt in meine alte und neue Heimat Berlin.
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