U-Bahnhof Hermannstraße:
Atonale Musik gegen unerwünschte Gäste

Verweilende Obdachlose, Junkies, Kleinganoven und düstere Gestalten – Sie alle möchte die Deutsche Bahn an ausgewählten Bahnhofshallen in Berlin mittels atonaler Musik vertreiben. Im September startet ein Testdurchlauf im Eingangsbereich des Bahnhofs Hermannstraße. Die erklingenden Töne sollen dissonant sein, Rhythmen brechen, gewohnte Klangfolgen ignorieren, sprich: Einfach unangenehm und anstrengend sein und genau dadurch unliebsame Gäste verscheuchen. Der Grund? Laut den Verantwortlichen ist das Vorhaben Teil einer Qualitätsoffensive, die die entsprechenden Bahnhöfe attraktiver, kundenfreundlicher und die Züge pünktlicher machen soll. Ist das der richtige Ansatz?

U-Bahnhof Hermannstraße: Ein Berliner Brennpunkt

Der U-Bahnhof Hermannstraße zählt zu den acht kriminalitätsbelasteten Orten in Berlin und geriet in der Vergangenheit bundesweit in die Schlagzeilen. 2016 stieß Svetoslav S. hier einer Passantin brutal in den Rücken, woraufhin diese die Bahnhofstreppen herunter stürzte. Doch kann atonale Musik ernsthaft etwas an der Kriminalitätsrate ändern? Wohl kaum.

Nur eine Verlagerung der Probleme?

Laut den Initiatoren glaubt man auch nicht daran, derartige Probleme auf diese Art und Weise lösen zu können. Das Vorhaben soll sich viel mehr gegen die etablierte Drogen- und Trinker-Szene richten. Doch was, wenn es sich hierbei nur um eine Symptom-Bekämpfung handelt und sich die Szene lediglich verlagert? Hinzu kommt: Von der atonalen Musik sind natürlich automatisch alle Obdachlosen betroffen, die hier ein Dach über dem Kopf suchen. Viele Berliner finden deshalb, dass dies der falsche und ein äußerst fragwürdiger Ansatz ist.

Musik verbindet: Atonale Musik für alle

Aufgrund dessen, wurde die Gegen-Initiative “Atonale Musik für alle” ins Leben gerufen. Noch heute Abend möchte man gemeinsam dissonant musizieren und so mit “musikalischen Dissonanzen gesellschaftlichen Missklängen entgegentreten”. Es heißt, dass atonale Musik kein Zuhause hat. Dieser Satz erscheint angesichts des Vorhabens an der Hermannstraße in einem ganz neuen Licht. Die Veranstaltung “Atonale Musik für alle”, möchte ein Zeichen zur “Befreiung von (tonalen) Hierarchien” und für gesellschaftliche Gleichberechtigung und Teilhabe setzen. Neue Hörerfahrungen sollen gemeinsam erlebt werden, statt Menschen auszuschließen. Jeder kann teilnehmen und sein Instrument mitbringen. Für Verpflegung ist ebenfalls gesorgt. Hier heißt es dann: Musik verbindet.

 

Zum Facebook-Event.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Mit unserem monatlichen Newsletter erhaltet ihr nicht nur die neuesten, sondern auch die besten Top 10 Kunst- und Kultur-Events in Berlin. Jetzt anmelden!