Mattresses of Berlin:
Interview mit Andreas Gebhard

Na, habt ihr am World Mattress Day auch euren Matratzen gedacht? Nein? Solltet ihr aber, findet Andreas Gebhard. Er ist nicht nur Mitbegründer der Internetkonferenz re:publica, sondern hat auch den Weltmatratzentag erfunden, der immer am 9. Juni stattfindet. Warum Matratzen im öffentlichen Raum sein Interesse geweckt haben und einen Instagram-Account verdienen, hat er uns in diesem Interview erklärt.

Wie kamen Sie auf die Idee, den World Mattress Day ins Leben zu rufen?

Vor einigen Jahren sah ich in Neukölln eine gebrauchte, zurückgelassene Matratze auf der Straße auf der “Half Ghost” geschrieben stand. Das hat mich damals fasziniert – denn entweder ganz oder gar nicht Geist. Deshalb habe ich von dieser Matratze ein Bild gemacht. Später vielen mir immer mehr Matratzen im öffentlichen Raum auf. Von diesen hab ich dann immer Fotos gemacht. Irgendwann kam die Idee die auch online zu posten.
 
Danach habe ich viel über Matratzen nachgedacht. Warum werfen Menschen diese einfach auf die Straße? Wie kann es sein, dass man das Ding, mit dem man die meiste Zeit seines Lebens verbringt, so achtlos wegwerfen kann. Warum baut man zu diesem Gegenstand keine persönliche Beziehung auf? Mit meinem Lieblingspulli würde ich das ja auch nicht machen. Ich finde, dass ist schon eine eher grundsätzliche Frage. Parallel dazu habe ich auf Instagram weitere Accounts gefunden, die Matratzen im öffentlichen Raum zeigen. Wirklich richtig viele. Mittlerweile kenne ich weltweit bestimmt 200 oder mehr! Ein globales Phänomen!
 
Als ich dann nachgeschaut habe ob es denn nicht einen jährlichen Tag der Matratze gibt – schließlich gibt es ja für alles so einen Tag – habe ich keinen gefunden. Dann hab ich den kurzerhand ausgerufen im Jahr 2017 am 09. Juni.

Was ist das Ziel des World Mattress Day?

Erst mal ist es eine interessante Frage, warum wir uns so wenig mit diesem sehr persönlichen und intimen Möbelstück identifizieren. Es gibt in dem Bezug extrem viele Aspekte über die man nachdenken kann. Im Jahr 2015 gab es dazu auch eine Tagung in Bremen aus der ein Buch entstanden ist.
Irgendwie wurde das Thema immer größer für mich. Der World Mattress Day ist aber eher ein kleines Projekt. Ich nehme das zum Anlass jedes Jahr zum 9. Juni eine Ausstellung mit den Bildern zu machen, die ich auf diesem Instagram-Account veröffentliche. Diese Bilder werden mir mittlerweile von ganz vielen Leuten zugeschickt. Es entstand eine kleine Community. Wer einmal über eine Matratze im öffentlichen Raum nachgedacht hat, sieht dann überall welche.

Was ist das Besondere an Matratze im im öffentlichen Raum?

Der intimste Ort (über Jahre) wird von einem Tag auf den anderen in die Öffentlichkeit gezogen. Wird dadurch anonym. Ich finde diesen Sprung spannend!

Inwiefern sehen Sie die Matratze als Kommunikationsmittel?

Matratzen fungieren als diverses Kommunikationsmittel, ob verbal oder nonverbal. Wir kommunizieren und tauschen innige Erfahrungen auf ihnen aus. Durch diese Intimität animieren Matratzen uns auch zu lockeren Gesprächen und schaffen eine Aura der ungefährdeten, gleichberechtigten Begegnung mit anderen. Gleichzeitig können Matratzen auch als aktives Mittel zur Blockade und zur Besetzung von Räumen und Orten verstanden werden. Und nicht zuletzt als Argumentationsgrundlage in Bezug auf das Aufzeigen von Mängeln im öffentlichen urbanen Raum. Die Funktionalität, Art und Weise sowie die Nutzung und Benutzung von Matratzen ist so vielfältig und kann individuell gestaltet werden. Es gibt viele Leute, die auf Matratzen im öffentlichen Raum etwas malen, schreiben oder dieser durch eigenen kreativen Aktivismus eine neue Bedeutung geben. Sie dient also als Leinwand. Leute bleiben stehen und bewunderten das, woran sie zuvor einfach vorbeigegangen wären. Auch wieder ein interessantes urbanes Phänomen.

Wie entsorgen Sie ihre alten Matratzen?

Mit der BSR.

Wenn Ihre Matratze sprechen könnte, was denken sie, würde Sie erzählen?

Das müsst ihr sie selber fragen. Aber, nein, ich glaube nicht, dass ich ihr die Erlaubnis für ein Interview geben würde.

 
Und so sehen die “Mattresses of Berlin” unter anderem aus – folgen lohnt sich!
 

Danke Ralf! #Berlin #Matratze #mattress #worldmattressday

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Kreuzberg. Merci @mareicares #Matratze #mattress #worldmattressday #Berlin

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Danke Rio!

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