Seit rund zehn Jahren gibt es die Internetplattform YouTube, auf der täglich unzählige Videos aus unterschiedlichsten Bereichen hochgeladen, angesehen und kommentiert werden. Was als überschaubares Projekt für kreative Köpfe begann, hat sich über die Jahre zum Schauplatz für ein Milliardenpublikum entwickelt. Manche Kenner der Branche vertreten die Meinung, dass klassisches Fernsehen in fünf Jahren überflüssig geworden sein wird. Immerhin verzeichnet YouTube pro Tag mehr als eine Milliarde Nutzer. Kein Fernsehsender der Welt kann mit diesen Zahlen mithalten! Doch YouTube hält nicht nur eine schier unbegrenzte Unterhaltung für seine Konsumenten bereit. Die Plattform hat im Laufe der Zeit auch eine neue Berufsgruppe hervorgebracht: die YouTuber.
Vorgestellt: Der YouTuber
YouTuber sind junge Menschen, die das Erstellen und Hochladen von Videos zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. Ihre behandelten Themen sind vielfältig – von Beauty und Lifestyle über Videospiele bis hin zu Politik und Wirtschaft findet man alles, was als informativ und unterhaltsam erachtet werden kann. Die Zielgruppe der YouTuber ist begrenzt. Bei den über 25-Jährigen kennt sie kaum einer, denn sie sprechen hauptsächlich die „digital natives“ an. Doch gerade weil die Zuseher vor allem Jugendliche sind, haben YouTuber oft eine Vorbildfunktion. Die Fans haben ein großes Interesse an ihren Idolen und verfolgen deren Leben auf Schritt und Tritt. Dabei ist es zum Teil zweitrangig, was YouTuber in ihren Videos zeigen. Egal, ob sie ein Schminkprodukt, ihre Katze oder die Tageszeitung in die Kamera halten – die Person an sich steht im Mittelpunkt.
Auf Augenhöhe – YouTuber und ihre Fans
YouTuber distanzieren sich bewusst von Prominenten im herkömmlichen Sinne und betonen immer wieder, ganz normale Menschen zu sein. Es geht ihnen um authentisches Auftreten und die Nähe zu ihren Fans, von denen sie nicht als Stars, sondern als Freunde gesehen werden. Der aktive Austausch ist wichtig. YouTuber reagieren deshalb regelmäßig auf die Kommentare unter ihren Videos. Auch der persönliche Kontakt wird gefördert. Seit 2010 finden jährlich die sogenannten Videodays statt, bei denen YouTube-Stars ihre Fans treffen, Selfies machen und Autogramme geben.
Aber auch eine gewisse Distanzierung ist wichtig. YouTuber müssen sich gut überlegen, wie viel sie von ihrem Privatleben preisgeben. Die Webvideoproduzentin Dagi Bee beispielsweise erzählt in einem Interview, dass sie ihr Handy vor allem abends auf lautlos stellt. Twittert sie einmal „gute Nacht“, reagieren an die 5000 Fans darauf.
Geldquelle YouTube
Schon längst sind es nicht mehr nur die Werbeeinnahmen, aus denen YouTuber ihre Einnahmen beziehen. Für 1000 Klicks bekommen sie in etwa einen Euro. Immer wieder wird YouTubern deshalb vorgeworfen, reines Clickbaiting zu betreiben, also nur auf Reichweite und Klicks aus zu sein. Um von diesem Beruf leben zu können, müssen monatlich immerhin mindestens eine Million Klicks erreicht werden. Reißerische Videotitel und umstrittene Inhalte unterstützen die Klickgenerierung, doch leider geht dies oft auf Kosten der Qualität. Lukrativer als Werbeeinschaltungen sind Affiliate-Links, welche die Zuseher zu den Seiten großer Online-Händler führen. Kommt es über diese Links zu einem Kauf, erhält der YouTuber einen gewissen Betrag. Darüber hinaus bewerben manche YouTuber in ihren Videos eine eigene Kollektion. Ein- oder mehrmalige Fernsehauftritte steigern zusätzlich Einkommen und Bekanntheit. Darüber hinaus sind YouTuber immer wieder auch in den Kanälen anderer Webvideoproduzenten zu Gast. Konkurrenzdenken gibt es also kaum, dafür bieten solche Gastauftritte die Möglichkeit, neue Fans zu sammeln und somit den Verdienst zu steigern. Die Spitzenverdiener im deutschen Netz kommen monatlich auf eine sechsstellige, jährlich sogar auf eine siebenstellige Summe. Wie viel es wirklich ist, darüber will keiner von ihnen offen sprechen.
Wie Unternehmen profitieren
Die Werbung vor und nach den Videos wird von den Usern häufig als lästig empfunden und meist durch den Adblocker umgangen. Weit effektiver ist für Unternehmen die Produktplatzierung. Sie verpflichten YouTuber als Werbeträger und zahlen ihnen zwischen 40 und 80 Euro auf 1000 Klicks dafür, dass verschiedene Produkte in die Kamera gehalten und beworben werden. Nicht selten schenken Unternehmen YouTubern die Produkte oder sogar ganze Urlaube, solange die Online-Stars alles auf Video festhalten und ihren Millionen von Fans im Netz zur Verfügung stellen. Diese Art der Werbung ist meist nicht transparent, wird von den Usern aber im Allgemeinen eher akzeptiert als direkte Werbeeinschaltungen.
Fazit
Der Hype um die YouTuber hat sich in den letzten Jahren rasant gesteigert. Inzwischen gibt es auch im deutschsprachigen Raum viele junge Menschen, die hauptberuflich Videos produzieren, sich aber nicht als typische Promis sehen. Der Kontakt und die Nähe zu den Fans sind wichtig, das Privatleben wird oft bis ins letzte Detail offen gelegt. Jede Entscheidung muss gut überlegt sein, wenn mehrere Millionen anschließend ihre Meinung dazu abgeben. Ob YouTuber darauf aus sind, Videos mit echtem Mehrwert für ihre Fans zu produzieren oder lediglich von Profitgier geleitet werden, sei dahingestellt. Fakt ist, dass durch die Kommerzialisierung von YouTube ein Großteil der ursprünglichen Kreativität verloren gegangen ist.
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