Preis der Nationalgalerie 2017:
Kunstwerke über Klimawandel und Korruption

große Halle weiße Wände vier Frauen

Die diesjährige Shortlist-Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin thematisiert gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel, Korruption und zwischenmenschlichen Machtgefüge. Wir haben die Ausstellung besucht und berichten über den Preis der Nationalgalerie 2017.

 

Nationalgalerie ehrt Gegenwartskunst

Der Preis der Nationalgalerie ist eine seit 2000 bestehende Auszeichnung für Künstlerinnen und Künstler unter 40, die in Deutschland leben und arbeiten. Er wird alle zwei Jahre verliehen und gehört zu den wichtigsten internationalen Preisen für Gegenwartskunst. Die Nationalgalerie möchte mit der Präsentation der jeweiligen Shortlist auf innovative Strömungen in der Kunst aufmerksam machen. Ausgezeichnet werden Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Werken neue Perspektiven eröffnen und auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam machen. Sol Calero, Iman Issa, Jumana Manna und Agnieszka Polska sind die vier Teilnehmerinnen der Shortlist, die von einer ersten internationalen Jury ausgewählt wurden. Jede von ihnen durfte im Museum für Gegenwart ihr Kunstwerk in einer gemeinsamen Ausstellung veröffentlichen. Der Preis der Nationalgalerie 2017 geht an Agnieszka Polska mit den UHD Animationen “The New Sun” und “What the Sun Has Seen (version II).                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            

 

Agnieszka PolskaWhat the Sun Has Seen (Version II), 2017HD-AnimationInstallationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin© Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Jan Windszus / Courtesy Zak Branicka Galerie, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

Für ihre Filme hat Agnieszka Polska die Figur der “Kleinen Sonne” animiert und ihr ein puppenhaftes Gesicht mit riesigen Augen gegeben. Die Bild-, Sprach- und Tonelemente wirken auf den Zuschauer mal vertraut und beiläufig, mal eigenartig und bedeutungsschwer. Daraus entsteht ein Zusammenspiel, das die emotionalen Reize stimulieren soll. Mit ihren Animationen will Polska auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam machen. Die Sonne bekommt darin zwei sich auf den ersten Blick widersprechende Rollen: der hilflose Beobachter und der unausweichlich Eingreifende in die Ereignisse.

 

 

Sol CaleroAmazonas Shopping Center, 2017Installationsansicht Hamburger Bahnhof Installationsansicht Hamburger Bahnhof Installationsansicht Hamburger Bahnhof © Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Trevor GoodTrevor / Courtesy Courtesy the artist, Laura Bartlett Gallery, London

Ähnlich wie Polska arbeitet Sol Calero mit einer dem Zuschauer bekannten Ästhetik. Sie interessiert sich für “lateinamerikanischen Identität” und kulturelle Codes, die in ihren Werken zum Ausdruck kommen. Mit der Installation “Amazonas Shopping Center” möchte Calero auf Probleme wie Korruption und die Hyperinflation in ihrem Heimatland hinweisen. Allein durch die Vielfalt an auffälligen Farben sticht das Gesamtwerk deutlich heraus. Sie sei der Meinung, dass auch Künstlerinnen und Künstler die Hochkunst betreiben, nicht automatisch auf viel Farbe verzichten müssen.

 

 

Iman IssaHeritage Studies, 2015-2017Verschiedene MaterialienInstallationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin© Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Jan Windszus / Courtesy the artist and carlier | gebauer

Iman Issa beschäftigt sich mit der Frage nach der Relevanz und Gegenwärtigkeit von geerbter Kultur. Die Serie “Heritage Studies” besteht aus unterschiedlichen Skulpturen, die alte Kunstwerken und Kulturgüter aus ihrer heutigen subjektiven Sicht darstellen. Allein die Recherche zu diesem Projekt, die bereits 2013 startete, habe sehr lange gedauert. Auf den ersten Blick wirken die Skulpturen wie reduzierte Studien zu Form und Material. Texte an der Wand geben jedoch Aufschluss darüber, worauf sich das jeweilige Werk bezieht.   

 

 

Jumana MannaInstallationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin© Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Trevor Good / Courtesy the artist & CRG Gallery, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Die Künstlerin Jumana Manna erkundet die Wechselwirkungen von sozialen, politischen oder zwischenmenschlichen Machtgefügen mit dem menschlichen Körper. Ihre Filme verknüpfen Fakten und Fiktion, genauso wie Autobiographisches und Archivmaterial. Dadurch untersucht Manna Überschneidungen und Konstrukte nationaler und ideologischer Narrative. Das Gesamtwerk bekommt durch das Metallgerüst einen gewollt unfertigen Charakter. Zusammen mit überdimensionalen Körperteile aus Gips und Plastikstühlen, erinnert die Installation entfernt an archäologische Ausgrabungen oder Baustellen.

 

Hier geht’s zur Ausstellung

Titelbild: David von Becker

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