Die Messe re:publica verspricht den Schwerpunkt auf genau genau das Thema zu setzen, das sich auch NeoAvantgarde zum Motto gemacht hat: digitale Gesellschaft und digitale Kultur. Unsere Redakteure Nora und Marie waren deshalb vor Ort und haben sich mit Ausstellern, Besuchern und Speakern unterhalten. Unsere Highlights haben wir für euch zusammengefasst.
Das Motto und Design
“Love Out Loud” lautete das Motto der re:publica 2017. Die Devise war also die Liebe, was zwar nicht gerade neu und innovativ wirkt, in Kombination mit dem LOL-Wortspiel und aktuellen Debatten über Hasskommentare in Sozialen Netzwerken aber den Zeitgeist trifft. Der Fokus der re:publica lag, wie die Organisatoren selbst sagen, darauf, Initiativen gegen Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit zu präsentieren und zu unterstützen. Viele Vorträge drehten sich dementsprechend um Themen wie “Digital Equality”, “Fake News” oder “Berichterstattung für Flüchtlinge”, wobei der Leitsatz “positiv nach vorne denken” immer mitschwang. Viele Missstände wurden scharf kritisiert und trotzdem schwebte über der Messe eine positive Grundstimmung, die etwas verändern möchte – dabei aber dennoch für die Zukunft nicht schwarz sieht. Nicht nur das Motto, auch die Gestaltung der Messe traf den Zeitgeist unserer digitalen Gesellschaft. Insgesamt war es sehr bunt und ein auch bisschen selbstgebastelt. Damit setzte sich die re:publica von sterilen Messen ab und wirkte modern. Überall waren farbenfrohe, teils schrille Plakate, Aufsteller und Luftballons zu sehen. Auch an Discokugeln, Lichtern, Herzen und Einhörnern mangelte es nicht. Zusätzlich wurde dem Motto “Laugh out Loud” ein ganzer, sehr stylisch dekorierter Treppenaufgang gewidmet: Reichlich Material also für die nächste Instagramstory.
Virtual Reality
Ein Stichwort, das zwar jeder schon einmal gehört hat, aber die wenigsten schon einmal erlebt haben, wurde gleich von mehreren Ausstellern vorgestellt. Wir haben uns beim ZDF vorgestellt, sind ins Gespräch mit den Mitarbeitern gekommen und standen danach plötzlich auf einem Hochhaus, mussten springen und gleich darauf standen wir in einem römischen Kolosseum zwischen zwei Gladiatoren (am Ende wurde natürlich darauf aufmerksam gemacht, dass das Kolosseum heute als Monument gegen die Todesstrafe dient – Love Out Loud!). Wir waren sehr beeindruckt, wie immersiv Virtual Reality schon jetzt ist. Mitten auf der Messe, Menschenmassen um uns herum, die Kollegin macht einen Boomerang nach dem anderen, und trotzdem haben wir alles um uns herum vergessen und waren mitten in einem Gladiatorenkampf. Der Film hatte eine Länge von zehn Minuten, wurde zwei Monate lang produziert und lässt Virtual Reality nicht mehr als allzu ferne Zukunft erscheinen. Mindestens genauso beeindruckend war für uns der Sprung vom Hochhaus. Nachdem wir schon einige Zeit beobachteten, wie Besucher für Besucher den Sprung vom auf dem Boden liegenden Holzbrett abgebrochen hatten, wollten wir es erst recht wissen: Wie kann es sein, dass die Hürde zum Sprung so unüberwindbar ist, wenn doch rational klar ist, dass es sich um einen ‘Messestreich’ handelt? Brille auf, Kopfhörer auf die Ohren und schon standen wir in einem Aufzug, der uns ganz hoch auf ein Hochhaus brachte. Die Türen gingen auf und wir waren ausgesetzt auf einem Dach, hunderte Meter rechts und links von uns nichts als der tiefe Abgrund und ein schmales Holzbrett. Und tatsächlich: Eine von uns ist gesprungen, die andere hatte sich nicht getraut. Das ZDF präsentierte sich alles in allem auf der re:publica definitiv als innovatives und modernes Unternehmen.
Podcasts als neues Contentformat
Nachdem wir den Dschungel an Veranstaltungen und Ausstellern sortiert hatten, entschieden wir uns für einen Vortrag zum Thema Podcast. Vincent Kittmann von den Online Marketing Rockstars erklärte in einer einstündigen Rede, wie viele Potenziale Deutschland aktuell in der Podcast Landschaft entgehen. Einer Onlinestudie von ARD und ZDF zufolge hören 13% der Online-Nutzer in Deutschland Podcasts, was solide ist, bedenkt man, dass 64% Audiofunktionen im Netz nutzen. Vor vier Jahren waren das noch 51%, was zeigt: Das Medium Audio kommt – und mit ihm die Podcasts. Klar, im Vergleich zu den USA, die bereits 300 Millionen Euro jährlich in die Vermarktung von Podcasts investieren, ist Deutschland in den Early Days, aber es deutet sich ein Medientrend in diese Richtung an. Hier ergibt sich ein riesiger Markt für Werbetreibende, die die Chance haben, die Stärken der Podcasts als erste zu entdecken und mit vergleichend wenig Aufwand und Budget einen Effekt bei dem Zuhörer zu hinterlassen. Spannend für uns ist, ob wir 2017 noch mehr Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben in eigenen Podcast-Formaten sehen werden, wie sich die Produktion von Podcasts entwickeln wird, wenn sich Profis ans Werk machen und welche Formate in den Charts ganz oben ranken werden.
Zum Abschluss noch ein kurzes Resümee: Wir waren beeindruckt von der Dominanz an Institutionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf der re:publica, die sich allesamt als kreative Unternehmen präsentiert haben und viele technische Innovationen vorgestellt haben. Etwas weniger innovativ waren die großen Player, Google hat die Einstellungen bei “Mein Konto” erklärt und Microsoft Buttons gedruckt. Alles in allem haben wir trotz kurzer Zeit viel Inspiration mitgenommen, waren überfordert mit den vielen spannenden Vorträgen und sind am Ende des Tages erschöpft, glücklich und vollgepackt mit Messe-Goodies nach Hause gefahren.