Internet-Institut in Berlin: Die Erforschung der digitalen Transformation

Moderne Gebäude am Ufer der Spreein Berlin Fernsehturm im Hintergrund

“Wir haben gute Chancen, dass sich hier ein Leuchtturm – nicht nur im deutschen Bereich – sondern auch international entwickelt.”, verkündet Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Sie bezieht sich dabei auf ein Prestigeprojekt der CDU und SPD, dessen Fundament bereits vor 4 Jahren im Koalitionsvertrag gelegt wurde. Nun ist es soweit: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ließ in einer aktuellen Pressemitteilung die Gründung eines staatlichen Forschungsinstituts verlauten. Das “Internet-Institut für vernetzte Gesellschaft” wird sich mit dem Internet aus gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, politischer und rechtlicher Perspektive auseinandersetzen.

Besser spät als nie: Mittlerweile existiert das World Wide Web seit 28 Jahren. Nun erhält es in Deutschland eine eigene Forschungseinrichtung. Berlin hat den Zuschlag als Standort bekommen. Eine 12-köpfige Jury entschied sich für ein Konsortium aus fünf Universitäten: die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin, die Freie Universität Berlin, die Universität der Künste Berlin und die Universität Potsdam. Zu dem Zusammenschluss zählen ebenfalls zwei Forschungseinrichtungen: Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS).

Experten begrüßten den Entschluss, bezeichneten ihn allerdings als überfällig. Elite-Universitäten wie Stanford, Harvard oder Oxford erforschen bereits seit Jahrzehnten die Vernetzung durch das Internet und den digitalen Wandel. Den Vorwürfen zum Trotz entgegnete das Forschungsministerium, mit dem neuen Institut auch einen neuen, noch nie dagewesenen Beitrag zur Forschung von internationaler Bedeutung zu schaffen. Man wolle nicht die Vorbilder kopieren, sondern den Faden weiterspinnen. Der Fokus des neuen Instituts liege auf einer intensiven, interdisziplinären Erforschung der Digitalisierung. Mit den Forschungs-Projekten sollten Fragen zur Nutzbarkeit des Internets zum Wohle der Gesellschaft beantwortet werden.

50 Millionen Euro Fördermittel werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den ersten fünf Jahren für das neue Institut bereitgestellt – im Vergleich mit den Budgets ähnlicher Einrichtungen in Deutschland ist dies eine relativ hohe Summe. Das HIIG (Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft), welches von Google finanziert wird, erhielt in den ersten drei Jahren bloß 4,5 Millionen Euro. Allerdings kann das Institut auch hier nicht mit den Mitteln der internationalen Spitzeneinrichtungen mithalten. Die Jury-Mitglieder erhoffen sich von dem neuen Institut dennoch eine Strahlkraft, welche Deutschland international zugute kommt. Zudem könne das Institut auch zu einem positiven Entwurf für den digitalen Wandel in der Gesellschaft beitragen – und somit die innergesellschaftliche Auseinandersetzung positiv mitgestalten. Der zuletzt eher pessimistische Diskurs in der Öffentlichkeit wurde von Problem-Themen wie Hate-Speech, Fake-News oder Radikalisierung im Netz dominiert. Das Institut soll sich jedoch den Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung widmen. Wanka erhofft sich Impulse, Antworten und Lösungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Im September sollen die ersten Stellen für das Institut ausgeschrieben werden.

 

Bild: @unsplash, Artem Sapegin

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