Ausstellung Biopsie:
Ein Weckruf gegen den Klimawandel

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Was meinen Sie zum Wetter in diesem Sommer: Eine Folge des Klimawandels, oder liegt das im Bereich normaler Wetterschwankungen? – diese Frage stellte das ZDF-Politbarometer den Menschen in Deutschland in den Jahren 2015 und 2018. Das erstaunliche Ergebnis: Während damals nur 48 Prozent der Befragten meinten, das heiße Wetter sei der Klimaveränderung geschuldet, waren in diesem Jahr satte 68 Prozent der Befragten der Meinung, dass der heiße Sommer eine Folge des Klimawandels ist. Anfangs als “Klimakatastrophe” bezeichnet, nutzt man heute eher den Begriff “Klimawandel” – klingt weniger dramatisch, ist es aber nicht. Kann Kunst Visionen für eine nachhaltige Zukunft aufzeigen?

Ausstellung Biopsie: Klima- und Meinungswandel

Biopsie ist der Name einer neuen Gruppenausstellung des Kunst- und Kulturvereins artburst berlin. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern bíos „Leben“ und ópsis „Sehen“ zusammen. In der Medizin beschreibt er die Entnahme und Untersuchung von Gewebeproben aus einem lebenden Organismus. Der Ausstellungstitel verweist auf die Fähigkeit von Künstlern, die Welt und ihre Problematiken zu beobachten, zu analysieren, ihren Zustand, die Ursache und den Fortschritt zu erkennen. In diesem Falle handelt es sich um eine Herausforderung, die in der Hand des Menschen liegt: Den Klima- und Umweltschutz. Das Thema ist relevanter denn je, mittlerweile fliehen weltweit sogar mehr Menschen vor den Folgen von Umweltkatastrophen als vor Kriegen.

Ressourcen der Erde für 2018 bereits aufgebraucht

Der Mensch leistet seinen Beitrag. Die Wissenschaftler der Forschungsorganisation Global Footprint berechnen jährlich den Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag). Das ist der Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht hat, die innerhalb eines Jahres auch wieder nachwachsen könnten. In diesem Jahr fiel er auf den 01. August – das ist so früh wie noch nie! Anlass genug, um einen Monat später eine Ausstellung zu starten, die genau diese Problematiken thematisiert. Hier kommen Ökologie, Globalisierung und künstlerische Praxis zusammen. Im Fokus steht das Wechselspiel von persönlichem Alltag und globalen Zusammenhängen.

Der Mensch als Ursache für den Klimawandel

„Das perfekte Unkraut” könnt ihr in dieser Ausstellung begutachten. Bei der Installation handelt es sich um eine experimentelle Pflanzenzuchtanlage, die steril und laborartig aufgebaut ist. Sie hält die Besucher auf Distanz, obwohl die Installation von allen Seiten erkundet werden kann. Antje Dathe zeigt mittels Glyphosat, Regenwasser und Licht ein anderes Unkraut als wir es kennen. Damit macht sie auf die Kategorisierung und Manipulation von Pflanzen zugunsten globalisierter, ertragreicher Agrarwirtschaft aufmerksam und greift die brisante Debatte über den Einsatz des Herbizids Glyphosat auf.

Ein Eisberg aus Marmor: Zum Dahinschmelzen?

Spannend ist auch Lukas Lieses „Liquifact”: Es erinnert an einen schmelzenden Gletscher in einem Labor. Der Eisberg ist ein internationales Symbol für die Klimaerwärmung. Jedoch schmilzt hier kein Eis. Lukas Liese zersetzt in seiner Installation einen Marmorblock mit Säure. Marmor – ein Material, das eigentlich für Beständigkeit steht. Der Stein ist seinem Zerstörungsprozess unaufhaltsam ausgesetzt. Aufhalten, geschweige denn berühren, ist nicht möglich.

Leise rieselt der Schnee: Die etwas andere Schneekugel

Das Schütteln von Schneekugeln weckt oftmals eine gewisse Nostalgie. In der Ausstellung Biopsie könnt ihr es selbst ausprobieren und euch an den herumwirbelnden Schneeflocken erfreuen. Doch eigentlich führt uns Itsthevibe mit „Souvenir of a souvenir” das eigene Konsumverhalten vor Augen, das dann gar nicht mehr so rosig aussieht. Mit dem nostalgischen Moment des Schüttelns wird das tatsächliche Schwinden des scheinbar „ewigen Eises” in der eingeschlossenen Miniaturansicht einer Berglandschaft offensichtlich.

Wilde Natur künstlich erhalten?

Lena Policzka “Rush” züchtet künstliche Aluminiumkaliumsulfat-Kristalle und fragt sich: Ist eine „künstliche“ Natur besser, als die dystopische Vorstellung gar keine wilde Natur mehr zu haben – falls wir die Erde, wie sie heute besteht, irgendwann zugrunde gerichtet haben?

Zähneputzen und Co.: Umweltbilanz im Alltag

Lina Zacher zeigt uns den Kontrast zwischen unangetasteter Natur und industrialisierter Welt. Welche Auswirkungen haben unsere ganz alltäglichen Handlungen auf die Umwelt? Bei der künstlerischen Intervention „isda” könnt ihr euch die Hände waschen und dabei gleichzeitig erfahren, wie viel Mikroplastik eigentlich in der Seife steckt.

Black Mountain: Lebenselixier Mülldeponie

Extra-Tipp: Im Rahmenprogramm zur Ausstellung zeigt Anton von Heiseler in einer deutsch-indischen Kollaboration den Dokumentarfilm „Black Mountain” aus dem Jahr 2017. Er und sein Team begleiteten Menschen, die sich auf einer der größten Mülldeponien in Neu-Delhi ihren Lebensunterhalt erkämpfen.

 


 

BIOPSIE
31. August bis 15. September
R Raum für drastische Maßnahmen
Oderstraße 34, 10247 Berlin-Friedrichshain

Hier geht es zur Ausstellung.

 


 

Titelbild: Daria Jelonek, “Technological Nature”, 2017, Bild © Daria Jelonek

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