Digital Art:
Die neue alte Kunstbewegung

Bisher brachte nur die Einführung der Kamera eine solche dramatische Veränderung des künstlerischen Schaffens mit sich, doch seit dem Internet und dem Einzug digitaler Möglichkeiten hat auch Digital Art die Kunstszene aufgemischt. Digital Art schließt, im groben gesagt, alles künstlerische Schaffen ein, welches in irgendeiner Form digitale Technologien am Kreations- oder Präsentationsprozess beinhaltet. Auch wenn Digital Art keine klar abgegrenzte Kunstbewegung ist, findet sie dennoch in der modernen Gesellschaft immer mehr Beachtung, vermutlich nicht zuletzt, da Technologien und digitale Trends sich großer Beliebtheit erfreuen. Video, Internet, Social Media sind nicht mehr wegzudenken und sind in der konzeptionellen Kunst nicht wegzudenken. Arbeiten in der Richtung werden unter dem breiten Begriff „Medienkunst“ zusammengefasst.

 


 

Gastartikel von: Louisa Baumgärtel von Singulart

 


Digitale Technologien als neues Medium für Künstler

Egal ob Fernsehen, PC, Softwares oder das Internet: Die Kunstszene giert nach neuen, innovativen und kühnen Möglichkeiten, um ihrem Schaffen eine neue Stimme zu verleihen. Statt Pinsel, Acryl- und Ölfarbe konnten Künstler nun mithilfe elektronischer Technologien mit Licht, Ton und Pixeln malen. Digitale Collagen und dreidimensionale grafische Arbeiten konnten am Bildschirm geschaffen werden – ganz zu schweigen von multimedialen Projektionen. Aktuelle Beispiele aus der Kunstwelt zeigen, dass die Künstler nicht nur digitale Mittel beherrschen, sondern damit auch traditionelle Techniken optimieren und die Grenzen von Kunst neu definieren. Ein Beispiel ist der aufstrebende Künstler Albert Janzen, welcher digitale Zeichentools nutzt, um seine Linien trotz schneller und dynamischer Strichführung präzise zu setzen.

Digitale Kunst von Albert Janzen

Auch der internationale Künstler David Gomez Del Rio verwendet die neuen technologischen Möglichkeiten und lässt Fotografie, Textur- und Zeichenstudien mit Digital Art verschmelzen. Zunächst zeichnet er in einem ersten Schritt mit Kohlestift analog auf Papier und digitalisiert diese dann anschließend. Nach der digitalen Bearbeitung entstehen aus diesen Zeichnungen ganz neue Werke und so schafft Del Rio aus dem Analogen ein digitales Meisterwerk.
 

Digitale Kunst von David Gomez Del Rio

Ein weiteres Beispiel ist die deutsche Fotografin Margarete Schrüfer: Die Künstlerin bedient sich digital der jahrhundertealten Kunst des Origami. Ihre Blumenstilleben entstehen aus einer Vielzahl digital übereinander gelegter, transparenter Fotografien. Mit dieser Technik erreicht sie einen dreidimensionalen Effekt.

Digitale Kunst von Margarete Schrüfer

Ihre Künstlerkollegin Stefanie Reling schafft maschinell, strukturelle matrixartige Arbeiten und kombiniert beispielsweise Skripte oder Fehlermeldungen und kombiniert diese neu. Dabei entstehen unlösbare und unlesbare Formeln, Reihungen, Wiederholungen und Brüche. Eine Art Grafik oder Matrix wird kreiert, die eine bildhafte Komposition darstellt.

 

Ausstellung digitaler Kunst von Stefanie Reling

Doch die Künstler nutzen die Technologien nicht nur als neues Medium, sondern fordern den Betrachter oft dazu auf, sich über die Auswirkungen des Informationszeitalters auf die Gesellschaft insgesamt Gedanken zu machen: Das Digitale im und mit dem Digitalen hinterfragen.

“Go viral” – Öffnung der Kunst eines breiten Publikums

Digitale Kunst revolutionierte auch, wie Kunst verbreitet und gesehen werden kann. Während manche Werke wie Kunstinstallationen oder komplexe skulpturelle Bauteile einen traditionellen Veranstaltungsort wie Museen oder Galerien benötigen, so ermöglichen digitale Technologien, dass vor allem Medien wie Fotografie und Malerei leichter transportiert und vermittelt werden können. Da Technologien in das Leben aller eingezogen sind und in der Gesellschaft fest verankert sind, hat die alleinige digitale Komponente im Kunstwerk an Reiz eingebüßt. Digitale Technologien öffnen den Kunstmarkt jedoch auch für Kunstinteressierte und erlauben die spielerische und einfache Bedienung künstlerische Arbeitsweisen. Tutorials zu künstlerischen Praktiken sind an jeder Ecke zu finden und begeistern die Online-Community. Autodidakten finden im sozialen Netz Anerkennung und ein breites Publikum – und werden selber zum Künstler. Bisher bestehende Grenzen werden aufgeweicht, aber bereichern durchaus den künstlerischen Diskurs und bringen Kunst in die moderne Gesellschaft.

 

Tag für Tag werden neue Technologien entwickelt und sprengen die Vorstellungskraft des modernen Menschen. Medienkunst mit High-Tech-Software ist keine Seltenheit mehr und bereichert den künstlerischen Diskurs. Wir werden zweifellos weiterhin eine explosionsartigen Zuwachs an Medienkunst miterleben, während diese Reise weitergeht und sich noch ungenutzte Potenziale ergeben. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die breitgefächerte, sich ständig verändernde digitale Landschaft künstlerisch weiterentwickelt und ob sich digitale Technologien als ernstzunehmende Alternative zu traditionellen Mitteln des künstlerischen Schaffens behaupten kann.

 

Gastartikel von: Louisa Baumgärtel von Singulart

 

Titelbild: @Albert Janzen

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