Das Regenbogendorf:
Ein Armenviertel wird zum Instagram Trend

Instagram Trend Foto von dem bunt bemalten Dorf in Indonesien

Von Wänden, Dächern, Geländern, oder Treppen, bis hin zu den kleinsten Pflastersteinen – in dem indonesischen Dorf Kampung Pelangi erstrahlt alles in den buntesten Farben. Verschiedene Künstler bemalten die ganze Umgebung in Regenbogenfarben. So erhielt der Ort Gunung Brintik seinen Beinamen Kampung Pelangi, übersetzt: das Regenbogendorf. Hier entdecken Besucher in und an jeder noch so kleinsten Ecke neue Bildmotive und Farbkombinationen. Kunterbunte Töpfe, Stühle, Regenschirme, Girlanden, Ballons und Fahnen schmücken – mit viel Liebe zum Detail – zusätzlich die Straßen von Kampung Pelangi. Besucher halten ihre Eindrücke auf Fotos fest und lösen so einen Instagram Trend aus. Ein kleines Dorf erlangt Weltruhm.

Ein Slum als Touristenattraktion: Doppelmoral?

Auf dem zweiten Blick stellt sich die Frage, ob das alles wirklich so schön und heiter empfunden werden sollte. Denn es handelt sich um ein Slum.  Ein Armenviertel sollte nicht als Touristen-Attraktion und Sehenswürdigkeit herhalten müssen. Schließlich versuchen die Menschen vor Ort tagtäglich, mit den einfachsten Mitteln, über die Runden zu kommen. Folgt das Projekt einzig und allein dem Motto: “Ich mal mir die Welt, wie sie mir gefällt”? Nicht ganz. Die Intention dahinter ist eine andere: durch die Umgestaltung der tristen Umgebung, soll dringend benötigte Hilfe geleistet werden. Die Idee kam von dem Schuldirektor Slamet Widodo. Zu „The Jakarta Post“ sagte er: „Hoffentlich wird Kampung Pelangi einst die größte und farbenfrohste Stadt Indonesiens werden“. Die indonesische Regierung unterstützte das Vorhaben mit umgerechnet 200.000 Euro. Der Tourismus solle angekurbelt und dem Dorf, mit seinen verwahrlosten Häusern sowie seiner schlechten Infrastruktur, dadurch geholfen werden.

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Ein buntes Dorf als Instagram Trend

Und tatsächlich: das kleine Viertel wurde in seinem neuen Look bekannt “wie ein bunter Hund”. Unter dem Hashtag #kampungpelangi, verbreiten auf Instagram immer mehr Nutzer Fotos ihres Regenbogen-Dorf-Besuches. Diese sind echte Hingucker und machen neugierig auf mehr. Dank der großen Aufmerksamkeit als Instagram Trend, wurde das Dorf zu einem echten Besuchermagneten. Durch Unterkünfte, Souvenirs, Streetfood und Führungen, können die Dorfbewohner wichtige Einkünfte erzielen und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Regierung möchte nochmals rund 1 Million Euro in die Sanierung des Abwassersystems stecken.

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Demnach bleibt den Einwohnern des indonesischen Dorfes zu wünschen, dass der Besucherandrang anhält. Solange die Touristenströme keine neuen Probleme, wie eine Verschmutzung der Umgebung, Auflösung bestehender Kulturen und Traditionen, oder gar die Verdrängung von Einheimischen mit sich ziehen, gilt: mit Regenbögen Brücken bauen.

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Titelbild: @arieprakhman

Bilder:  @irfan_el_zayn, @dudisugandi, @nengpujii, @djoeraganlemak

Instagram-Video: @ady.sis

2 comments

  1. Das schreit tatsächlich nach Instagram! Aber dadurch, dass nicht die Armut sondern die künstlerische Arbeit zur Sehenswürdigkeit wird, finde ich die Aktion völlig unbedenklich. Ein tolles Beispiel, wie man mit Kreativität Armut bekämpfen kann.

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